Herstellung und Stilistik, alles über Roséwein - Herstellung und Stilistik, alles über Roséwein

Herstellung und Stilistik, alles über Roséwein

wein.kultur.gut. | Christian Kunz
 |  / Lexikon 03.02.2024

Rosè heißen in Italien Rosato oder Chiaretto, in Spanien werden sie Rosado genannt. Ob zartrosa, leicht und flucht-betont oder ausdrucksstark und kräftig – Roséweine bringen Sommerlaune und sprechen nahezu jeden Geschmack an. Zum Aperitif, als Solist oder Begleiter zur frischen Sommerküche - Rosé passt immer.

Je mehr Körper umso wärmer, je leichter desto kühler trinkt man ihn - die ideale Trinktemperatur für Rosèwein

Die Servier- und Trinktemperatur für Roséweine ist vergleichbar mit der von Weißweinen. Fruchtige und jung zu trinkende Roseweine, beispielsweise aus der Provence kommen bei einer Trinktemperatur von 8-10 Grad Celcius am besten zur Geltung. Auch hier gilt, je mehr Körper, je aromatischer die Rebsorte oder tanninbetonter der Wein desto höher die Temperatur. Die meisten Rosés haben etwas mehr Körper als Weißwein und lassen sich im Temperaturbereich von 10-12 Grad Celcius ideal trinken. Körperreiche Roséweine wie z.B: ein Tavel von der Rhone, sollte man bei 12-14 Grad Celcius genießen.

Roséweine aus Frankreich

Aus Frankreich stammen die wohl berühmtesten Roséweine aus der Region Côtes de Provence. Die aromatischen meist trockenen Rosè profitieren vom Mittelmeer Klima, sind knackig frisch und fruchtig. Im Glas zeigen sich Aromen von Zitrusfrüchten, Pfirsichen, mit einem eleganten blumigen Bouquet. Aus den besten Lagen kommen finessenreiche und komplexe Weine mit teils exotischen Noten.

Aus dem Weinbaugebiet rund um die Stadt Tavel, gegenüber Châteauneuf-du-Pape, kommen hellrote und vollmundige Rosèweine. Die bouquetreichen Rosè aus Tavel sind aufgrund ihres kräftigen Geschmacks ideale Speisebegleiter für die meditarrane oder auch asiatische Küche.

Wie wird Roséwein hergestellt?

Entgegen mancher Weinmythen werden europäische Roséweine nicht durch das Verschneiden von fertigen Rot- und Weißweinen erzeugt. Rosé entsteht - von Ausnahmen abgesehen - aus roten Trauben. Im Grunde gibt es drei gängige Methoden zur Herstellung.

Die Mazeration

Bei der “Mazeration” werden die roten Trauben direkt nach Ihrer Lese und Ankunft imn Weinkeller entrappt, leicht angequetscht und bleiben anschließend im Gärbehälter auf der Maische liegen. Mithilfe von natürlichen Hefen startet oft hier schon die Gärung. Entscheidend ist die Maischestandzeit, also die Zeit, in der der Most direkten Kontakt mit den Beerenschalen hat. Um möglichst viel Farbe, Tannin und Extrakt aus den Trauben zu gewinnen, kann Rotwein schonmal über mehrere Wochen im Gärtank auf den Schalen liegen. Bei Rosèweine beträgt der Schalenkontakt manchmal wenige Stunden oder nur Minuten - je nach angestrebter Stilistik des Weinmachers. Je länger der Most mit den Schalen in Kontakt ist, desto tiefer wird die Farbe des Weins und so voller, intensiver sein Geschmack.

Das Saignée-Verfahren

Wörtlich übersetzt, bedeutet das französische Wort “Saignée” so viel wie "Aderlass“. Bei diesem klassischen Verfahren, werden die Trauben nach der Lese angequetscht und kommen in einen Behälter. Durch das Eigengewicht des Mostes wird weiterer Saft aus den Trauben gewonnen, die Schalen werden noch nicht entfernt, die Farbe “blutet” aus. Je nach Stilistik, lässt der Winzer nach wenigen Minuten oder Stunden einen Teil des roséfarbenen Mosts ab, um ihn anschließend im eigenen Gärtank weiter auszubauen. Der restliche Most wird weiter auf den Schalen mazeriert und zu einem kräftigen und farbintensiven Rotwein vinifiziert. Das Ergebnis ist ein dunkler Roséwein, meist für den direkten Genuss bestimmt.

Die direkte Pressung

Bei dieser Methode wird nicht mazeriert. Der Most kommt nicht mit Schalen in Kontakt, die roten Trauben werden direkt gepresst. Damit ein sehr frischer Wein entsteht und die frischen Beerenaromen hervorzuheben werden die Trauben zudem meist auch früh gelesen. Durch die direkte Pressung, auch "pressurage directe" genannt, erhält der Saft nur eine leichte Rosafärbung und wenig Aroma. Auf diese Weise werden auch die beliebten „Blanc de Noir“ Weine erzeugt. Der abfließende Most wird anschließend wie ein Weißwein kühl vergoren und im Edelstahltank weiter vinifiziert. Das Verfahren wird häufig in Südfrankreich eingesetzt, Roséwein aus der Provence sind in der Regel frische, spritzige und fruchtbetonte Weine.